Nebenwirkungen von Krebstherapien managen – ein praktischer Leitfaden
- Das Moca Team

- 18. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Eine Krebsdiagnose verändert vieles – oft nicht nur das körperliche Befinden, sondern auch das Verhältnis zum eigenen Körper, zur Zeit, zum Alltag. Die Therapie steht dabei verständlicherweise im Vordergrund: Sie soll wirksam sein, den Tumor bekämpfen, das Leben verlängern. Doch was vielen Patient:innen erst im Verlauf bewusst wird: Es sind oft die Nebenwirkungen der Krebstherapie, die das Leben zwischen den Terminen in der Klinik besonders herausfordernd machen.
Übelkeit, Erschöpfung, Schlafprobleme, Hautveränderungen oder Appetitlosigkeit gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen, die während oder nach einer Krebstherapie auftreten können – mal stärker, mal schwächer, manchmal auch sehr individuell. Viele dieser Symptome sind medizinisch erklärbar und erwartbar, aber dennoch belastend. Und genau deshalb verdienen sie Aufmerksamkeit: Nicht um zu jammern, sondern um gezielt gegenzusteuern.
Denn die gute Nachricht ist: Viele dieser Nebenwirkungen lassen sich lindern – wenn sie ernst genommen, gut beobachtet und gemeinsam mit dem Behandlungsteam angegangen werden.
Therapie wirkt – aber nicht spurlos
Je nach Krebsart und Therapieform – ob Chemotherapie, Bestrahlung, Immuntherapie oder antihormonelle Behandlung – zeigen sich ganz unterschiedliche Begleiterscheinungen. Manche betreffen das Verdauungssystem, andere das Nervensystem, wieder andere die Haut, die Haare oder das seelische Gleichgewicht. Und manchmal verändert sich schlicht das Energielevel: Die sogenannte „Fatigue“, eine ausgeprägte Erschöpfung, ist für viele Menschen mit Krebs eine der am schwersten greifbaren und zugleich am stärksten einschränkenden Erfahrungen.
Die Intensität der Nebenwirkungen hängt von vielen Faktoren ab – vom individuellen Gesundheitszustand, von Vorerkrankungen, von der Dosierung und natürlich auch von der psychischen Verfassung. Wer sich innerlich gut vorbereitet, wer weiß, was kommen könnte, kann häufig besser damit umgehen. Gerade deshalb ist es so hilfreich, nicht nur über die Therapie selbst zu sprechen, sondern auch über das, was sie mit dem Körper und dem Alltag macht.
Symptome beobachten – und ernst nehmen
Viele Patient:innen zögern, ihre Beschwerden anzusprechen – aus Sorge, als empfindlich zu gelten, oder weil sie glauben, es „gehöre eben dazu“. Doch genau diese Haltung kann dazu führen, dass behandelbare Symptome unbehandelt bleiben und die Lebensqualität unnötig sinkt. Dabei kann schon ein einfaches Symptomtagebuch – klassisch oder digital geführt – helfen, Veränderungen früh zu bemerken und Muster zu erkennen: Wann tritt die Übelkeit auf? Wie lang hält die Erschöpfung an? Welche Lebensmittel werden schlecht vertragen?
Gerade hier kann der Einsatz von digitalen Tools eine neue Form der Selbstwahrnehmung ermöglichen. Viele Betroffene berichten, dass sie durch regelmäßiges Erfassen ihrer Beschwerden wieder ein Stück Kontrolle über die eigene Situation zurückgewinnen – und so auch besser mit dem Ärzteteam zusammenarbeiten können.
Konkrete Hilfen für den Alltag – und wie sie wirken
Auch wenn keine pauschalen Rezepte helfen: Es gibt bewährte Strategien, die den Umgang mit Nebenwirkungen erleichtern. Etwa bei Übelkeit, die vor allem im Rahmen einer Chemotherapie auftreten kann. Moderne Medikamente – sogenannte Antiemetika – helfen oft gut, wenn sie rechtzeitig eingenommen werden. Ergänzend berichten viele Patient:innen von positiven Erfahrungen mit Ingwer Präparaten, bestimmten Tees oder Akupressur Techniken.
Bei Fatigue hingegen – dieser tiefen, oft bleiernen Erschöpfung – geht es weniger um Medikamente als um ein kluges Energiemanagement: kleine Bewegungseinheiten, feste Tagesstrukturen, bewusste Pausen. Wer lernt, seine Kräfte einzuteilen, statt sich durchzuschleppen, spürt oft schnell eine Besserung – nicht unbedingt der Müdigkeit selbst, sondern des Umgangs mit ihr.
Auch bei Appetitverlust oder Geschmacksveränderungen lohnt es sich, neue Wege zu gehen: ungewöhnliche Speisekombinationen, kalorienreiche kleine Portionen oder nährstoffreiche Snacks über den Tag verteilt. Der Magen reagiert oft empfindlich, aber auch kreativ – und manchmal hilft es, bekannte Gewohnheiten loszulassen, um neue zu finden, die besser passen.
Andere Nebenwirkungen wie Schlafprobleme, Hautreizungen oder kognitive Einschränkungen („Chemo Brain“) verlangen ebenfalls Aufmerksamkeit – und eine gewisse Offenheit, Dinge auszuprobieren: von sanften Einschlafritualen bis zu Atemübungen, von Hautpflege mit rückfettenden Cremes bis zu digitalen Erinnerungshelfern für den Alltag.
Digitale Unterstützung – wenn Technik den Alltag erleichtert
Inzwischen gibt es digitale Angebote, die Patient:innen nicht nur beim Erfassen ihrer Symptome unterstützen, sondern auch mit gezielten Programmen begleiten. Die App Moca Health, entwickelt für Menschen mit urologischen und onkologischen Erkrankungen, bietet hier ein praktisches Beispiel:
Mit Funktionen wie einem Medikations- und Symptomtagebuch, individuellen Empfehlungen zur Bewegung, Ernährung oder Entspannung und begleitenden Trainings – etwa zur Linderung von Fatigue oder zur Stärkung des Beckenbodens – wird die Therapie alltagstauglicher, nachvollziehbarer und ein Stück weit selbstbestimmter.
Natürlich ersetzt eine App keine ärztliche Begleitung – aber sie kann die Zusammenarbeit spürbar erleichtern. Und genau darin liegt ihre Stärke: Informationen bündeln, Muster erkennen, Entwicklungen verfolgen – und damit einen Beitrag leisten zu mehr Sicherheit im Umgang mit sich selbst.
Fazit: Nebenwirkungen sind kein Randthema
Was viele Patient:innen erst im Verlauf ihrer Therapie lernen: Die Art und Weise, wie mit Nebenwirkungen umgegangen wird, beeinflusst nicht nur das Wohlbefinden, sondern oft auch den Therapieerfolg. Wer Beschwerden dokumentiert, ernst nimmt und gezielt behandelt, stärkt nicht nur seine Lebensqualität, sondern auch das Vertrauen in den eigenen Körper und in die medizinische Begleitung.
Dabei geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern um Selbstfürsorge. Und die beginnt oft mit einer ganz einfachen Erkenntnis: Man muss Beschwerden nicht still ertragen, um stark zu sein. Man darf sie zeigen, benennen – und sich helfen lassen.
Moca ist ein Digital-Health-Unternehmen, welches Sie digital durch Ihre Therapie und Genesung in Urologie und Onkologie begleitet. Unsere MDR-zertifizierte und von Ärzten entwickelte App bietet Ihnen individuelle Programme und ermöglicht Ihrem Ärzteteam wertvolle Einblicke in Ihren Fortschritt. Erfahren Sie mehr unter moca.health.
Quellen
Cramp, F., & Byron-Daniel, J. (2012). Exercise for the management of cancer-related fatigue in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, 11(11), CD006145. doi: 10.1002/14651858.CD006145.pub3.
National Comprehensive Cancer Network (NCCN). NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology (NCCN Guidelines®) – Cancer-Related Fatigue. Verfügbar unter: https://www.nccn.org/guidelines/guidelines-detail?category=3&id=1415 [Aktuellste Version, abgerufen am 15. Juli 2025].
National Cancer Institute (NCI). Publications: Fact Sheets. Verfügbar unter: https://www.cancer.gov/publications/fact-sheets [Abgerufen am 15. Juli 2025].
Escriva Boulley, G., Leroy, T., Bernetière, C., Paquienseguy, F., Desfriches-Doria, O., & Préau, M. (2018). Digital health interventions to help living with cancer: A systematic review of participants' engagement and psychosocial effects. Psycho-Oncology, 27(12), 2677-2686. doi: 10.1002/pon.4867.




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