LUTS: Wenn das Wasserlassen zur Belastung wird
- Das Moca Team

- 29. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Was hinter den Beschwerden steckt – und was wirklich hilft
Viele Männer erleben es ab dem mittleren Alter: Der Harndrang wird stärker, das Wasserlassen zögerlicher, der Schlaf in der Nacht gestörter – doch offen gesprochen wird darüber selten. Dabei sind sogenannte LUTS, also Beschwerden beim Wasserlassen, weit verbreitet und oft behandelbar. Wer die Ursachen kennt und frühzeitig handelt, kann nicht nur Beschwerden lindern, sondern auch das Risiko für ernsthafte Folgeprobleme verringern.
In diesem Artikel wird erklärt, was genau hinter LUTS steckt, welche Formen es gibt, was die häufigsten Ursachen sind – und welche Möglichkeiten zur Linderung oder Behandlung heute zur Verfügung stehen.
Was bedeutet LUTS eigentlich?
LUTS ist die Abkürzung für „Lower Urinary Tract Symptoms“ – also Beschwerden im Bereich der unteren Harnwege. Der Begriff umfasst eine ganze Reihe an Symptomen, die das Wasserlassen erschweren oder verändern. Diese Beschwerden treten häufig bei Männern ab 50 auf, können aber auch früher beginnen oder andere Ursachen als das Alter haben.
Typische LUTS sind zum Beispiel:
Ein abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl
Startschwierigkeiten beim Wasserlassen
Häufiges Wasserlassen, besonders nachts (Nykturie)
Plötzlicher, starker Harndrang (imperativer Harndrang)
Ein Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
Diese Symptome können den Alltag deutlich beeinträchtigen – durch Schlafmangel, Unsicherheit oder auch durch Scham. Viele Betroffene warten lange, bevor sie ärztlichen Rat suchen. Dabei gilt auch hier: Je früher die Ursache geklärt ist, desto besser ist die Prognose.
LUTS ist nicht gleich Prostata – aber oft damit verbunden
Bei vielen Männern gehen LUTS mit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata einher (benigne Prostatahyperplasie, BPH). Die Prostata umschließt die Harnröhre und wächst im Alter häufig – manchmal so stark, dass sie den Urinfluss behindert.
Aber nicht alle LUTS sind durch die Prostata bedingt. Auch andere Ursachen kommen infrage, zum Beispiel:
Blasenfunktionsstörungen (z. B. überaktive Blase)
Harnwegsinfekte
Entzündungen der Prostata (Prostatitis)
Nebenwirkungen bestimmter Medikamente
Neurologische Erkrankungen (z. B. Parkinson, MS, Diabetes)
Deshalb ist eine genaue medizinische Abklärung wichtig – denn erst die richtige Diagnose ermöglicht eine passende Behandlung.
Was viele nicht wissen: LUTS ist behandelbar
Die gute Nachricht: LUTS muss kein unausweichlicher Teil des Älterwerdens sein. Es gibt heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, Beschwerden zu lindern – abhängig von der Ursache, der Schwere der Symptome und den persönlichen Lebensumständen.
1. Lebensstil und Verhalten anpassen
Schon kleine Änderungen können helfen: Abends weniger trinken, harntreibende Getränke wie Kaffee oder Alkohol einschränken oder gezieltes Blasentraining können die Symptome deutlich verbessern. Auch regelmäßige Bewegung unterstützt die Blasenfunktion.
2. Beckenboden stärken – mehr Kontrolle im Alltag
Was viele Männer überrascht: Nicht nur Frauen profitieren von Beckenbodentraining. Auch bei Männern kann eine gezielte Kräftigung dieser tiefliegenden Muskulatur spürbar zur Linderung von LUTS beitragen – vor allem bei Beschwerden wie häufigem Harndrang, Nachträufeln oder dem Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können.
Der Beckenboden wirkt wie ein inneres Stützkorsett – er umgibt Blase, Harnröhre und Prostata und beeinflusst damit direkt das Wasserlassen. Mit zunehmendem Alter oder durch bestimmte Vorerkrankungen kann diese Muskulatur an Spannkraft verlieren. Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegenzusteuern.
Beckenbodentraining zielt darauf ab, genau diese Muskelgruppe bewusst wahrzunehmen und gezielt zu aktivieren. Die Übungen sind unauffällig, aber wirkungsvoll – und können helfen, die Kontrolle über die Blase zu verbessern und Rückfällen vorzubeugen. Besonders hilfreich ist eine professionelle Anleitung durch physiotherapeutisch geschultes Fachpersonal oder digitale Programme, die Schritt für Schritt durch das Training führen. Auch viele urologische Fachpraxen bieten inzwischen Unterstützung oder Verweisadressen an.
3. Medikamente
Bei Prostata-bedingten LUTS kommen häufig sogenannte Alphablocker zum Einsatz. Sie entspannen die Muskulatur in Blase und Prostata und erleichtern den Harnfluss. Bei einer vergrößerten Prostata kann zusätzlich ein Wirkstoff zur Verkleinerung des Drüsengewebes verschrieben werden (5-Alpha-Reduktase-Hemmer). Auch Medikamente gegen eine überaktive Blase können sinnvoll sein.
4. Operative Verfahren
Wenn Medikamente nicht ausreichend wirken oder die Beschwerden stark ausgeprägt sind, kann eine minimalinvasive Operation erwogen werden. Ziel ist es, den Harnfluss dauerhaft zu verbessern – zum Beispiel durch das Entfernen von überschüssigem Prostatagewebe.
Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Viele Männer zögern, über ihre Beschwerden zu sprechen – oft aus Unsicherheit oder Scham. Dabei ist eine urologische Abklärung gerade bei anhaltenden Symptomen wichtig. Sie hilft nicht nur, die Lebensqualität zu verbessern, sondern auch ernste Erkrankungen frühzeitig zu erkennen oder auszuschließen – etwa Prostatakrebs oder Harnwegsinfekte.
Wer bemerkt, dass sich das Wasserlassen verändert – sei es durch häufigeren Harndrang, einen schwächeren Strahl oder das Gefühl, nicht richtig „leer“ zu werden –, sollte dies zum Anlass nehmen, aktiv zu werden.
Digitale Unterstützung: Therapiebegleitung per App
Gerade bei LUTS kann eine strukturierte Begleitung im Alltag einen großen Unterschied machen. Digitale Gesundheitsanwendungen – etwa Apps, die gezielt bei urologischen Beschwerden unterstützen – bieten hier einen neuen Weg: Sie helfen dabei, Symptome zu dokumentieren, Zusammenhänge besser zu verstehen und empfohlene Maßnahmen konsequent umzusetzen.
Blasentraining, Entspannungsübungen, Beckenbodentraining, Trink- und Toilettenprotokolle oder medizinisches Wissen in verständlicher Sprache – all das kann digital vermittelt und individuell angepasst werden. So entsteht ein besseres Körpergefühl und eine aktivere Rolle im Umgang mit der eigenen Gesundheit.
Für viele Betroffene ist diese Form der Unterstützung eine hilfreiche Ergänzung zur ärztlichen Behandlung – insbesondere dann, wenn der Leidensdruck hoch, aber die Hemmschwelle zur Therapie noch groß ist. Auch Moca bietet digitale Begleitung für Menschen mit urologischen Beschwerden – evidenzbasiert, niedrigschwellig und alltagsnah.
Fazit: Nicht hinnehmen – sondern handeln
LUTS sind keine Kleinigkeit – sie beeinträchtigen Wohlbefinden, Schlaf und das tägliche Leben. Gleichzeitig sind sie häufig behandelbar und kein unausweichliches Altersphänomen. Wichtig ist, sich ernst zu nehmen, ärztliche Beratung einzuholen und offen mit dem Thema umzugehen.
Wer mehr über Prostata, Blase und Männergesundheit erfahren möchte, findet auf dem Moca Blog weitere hilfreiche Beiträge – verständlich erklärt, medizinisch fundiert und mit einem klaren Ziel: Orientierung und Unterstützung im Umgang mit sensiblen, aber wichtigen Themen der Gesundheit.
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Quellen
European Association of Urology (EAU). EAU Guidelines on the Management of Non-Neurogenic Male Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS), including Benign Prostatic Enlargement. Verfügbar unter: https://uroweb.org/guidelines/management-of-non-neurogenic-male-luts [Aktuellste Version, abgerufen am 8. Juli 2025].
Abrams, P., et al. (2003). The standardisation of terminology in lower urinary tract function: report from the standardisation sub-committee of the International Continence Society. Urology, 61(1), 37-49. doi: 10.1016/s0090-4295(02)02243-4. PMID: 12559262.




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