Gastbeitrag Sven: Digitalisierung in der Physiotherapie – eine Chance für mehr Selbstbestimmung und Kontinuität
- Das Moca Team

- 22. Sept.
- 3 Min. Lesezeit

Ein Beitrag von Sven Kucharzewski, Physiotherapeut und Mitgründer von Moca
In der Physiotherapie sind wir es gewohnt, ganz nah dran zu sein: Wir beobachten Bewegungen, tasten, korrigieren, geben Rückmeldung. Der persönliche Kontakt ist unser wichtigstes Werkzeug – gerade in sensiblen Bereichen wie der urologischen Nachsorge.
Aber mal ehrlich: Was passiert eigentlich zwischen den Terminen?
Was geschieht mit dem Beckenbodentraining, wenn gerade kein Rezept vorliegt? Wie geht es weiter, wenn jemand zu Hause allein ist – ohne Anleitung, ohne Erinnerung, ohne Feedback?
Diese Lücke ist real. Und sie betrifft viele.
Zwischen Nähe und Stillstand – eine oft übersehene Versorgungslücke
Zahlreiche Patient:innen – insbesondere nach einer Prostataoperation, bei Inkontinenz oder erektiler Dysfunktion – sind motiviert. Sie möchten verstehen, was in ihrem Körper passiert. Sie wollen aktiv etwas tun. Doch die Realität im Gesundheitssystem stellt sie vor große Hürden:
Eine Verordnung umfasst meist nur sechs Einheiten.
Zwischen zwei Rezepten liegen oft mehrere Wochen.
Viele Praxen sind ausgelastet – Termine sind Mangelware.
Was in der Therapie aufgebaut wurde, droht zu verpuffen, wenn die Unterstützung im Alltag fehlt. Und auch wenn Patient:innen mit einem Übungszettel nach Hause gehen – echte Kontinuität entsteht so kaum.
Warum digitale Begleitung helfen kann
Genau aus diesem Bedarf heraus ist die Idee zu Moca entstanden. In enger Zusammenarbeit mit Ärzt:innen, Therapeut:innen und Patient:innen wurde eine digitale Lösung entwickelt, die nicht ersetzt, sondern ergänzt. Die bleibt, wenn zwischen zwei Terminen Wochen vergehen. Und die Schritt für Schritt durch Bewegungsprogramme begleitet, die strukturiert, motivierend und alltagstauglich sind.
Meine Aufgabe bei Moca ist die Entwicklung der sport- und bewegungstherapeutischen Inhalte. Konkret heißt das:
Kegeltraining für Männer mit Kontinenzproblemen/LUTS (ProstaAid) oder erektiler Dysfunktion (ErektAid)
Beckenbodentraining für Frauen mit Inkontinenz (FemAid)
Bewegungsprogramme für Menschen mit oder nach Krebserkrankungen (Moca Sport)
Die Module sind evidenzbasiert, modular aufgebaut und wurden von erfahrenen Expert:innen entwickelt – mit einem klaren Ziel: Bewegung und Training auch zwischen den Praxisbesuchen möglich zu machen.
Digitalisierung bedeutet nicht Distanz – sondern Verbindung
Ein oft geäußerter Vorbehalt gegenüber digitalen Angeboten lautet: „Aber dann fehlt doch der persönliche Kontakt.“ Doch das muss nicht so sein – im Gegenteil. Digitale Begleitung kann eine Brücke sein: zwischen den Terminen, zwischen zwei Rezepten, zwischen dem Wunsch nach Veränderung und der tatsächlichen Umsetzung.
Sie ersetzt keine Therapie – aber sie unterstützt dabei, am Ball zu bleiben. Sie erinnert, strukturiert und erklärt. Und sie bietet die Möglichkeit, Trainingserfolge nachvollziehbar zu machen. Ärzt:innen wiederum erhalten so wertvolle Einblicke in den Alltag der Patient:innen – beispielsweise in Form von digitalen Verlaufsprotokollen. So lassen sich Inhalte gezielter anpassen und Gespräche effektiver gestalten.
Ein gutes Beispiel: das Kegeltraining bei Inkontinenz oder erektiler Dysfunktion. Viele wissen anfangs gar nicht genau, welche Muskelgruppen sie ansteuern sollen. Ohne Anleitung oder Rückmeldung bleibt das Training oft wirkungslos. Digitale Programme wie Moca können hier unterstützen – als Ergänzung zur Anleitung in der Praxis, nicht als Ersatz.
Motivation entsteht durch Struktur und Sichtbarkeit
Ein häufiger Stolperstein in der physiotherapeutischen Nachsorge ist nicht der Wille, sondern die fehlende Struktur. Wer betroffen ist, fühlt sich oft allein zwischen Diagnosen, Terminen und Anleitungen. Gerade in dieser Phase können digitale Tools Orientierung und Sicherheit geben. Sie fördern Selbstwirksamkeit – das Gefühl, aktiv etwas beitragen zu können.
Moca bietet hier eine einfache Möglichkeit, Übungen zu dokumentieren, Fortschritte sichtbar zu machen und in der eigenen Geschwindigkeit dranzubleiben. Erinnerungsfunktionen, Anleitungen in Videoform und motivierende Rückmeldungen unterstützen dabei, langfristig am Ball zu bleiben – auch wenn gerade kein persönlicher Kontakt besteht.
Blick nach vorn: Wir brauchen beides – Hände und Hilfsmittel
Der Bedarf an physiotherapeutischer Begleitung wächst – insbesondere in der chronischen Nachsorge. Gleichzeitig bleibt die Zahl verfügbarer Therapeut:innen begrenzt. Das bedeutet: Die Versorgung muss neu gedacht werden. Nicht im Sinne eines „Entweder-oder“, sondern eines Miteinanders.
Digitale Lösungen wie Moca können eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Therapie sein. Sie stärken die Eigenverantwortung, entlasten die Praxis und helfen dabei, Versorgungslücken zu schließen – ohne die Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in zu ersetzen.
Fazit
Physiotherapie braucht Nähe, Erfahrung, Einfühlungsvermögen – das bleibt unbestritten. Doch gerade in der Zeit zwischen den Terminen entsteht oft eine Lücke, die durch analoge Mittel kaum zu schließen ist. Digitale Begleitung kann diese Lücke überbrücken: Sie fördert Selbstwirksamkeit, unterstützt die Kontinuität der Therapie und stärkt die Zusammenarbeit zwischen Patient:innen und Fachpersonen.
Was zählt, ist nicht die Frage „analog oder digital“, sondern: Wie gelingt es, Menschen bestmöglich zu begleiten – auch dann, wenn sie allein trainieren? Der Schlüssel liegt im Zusammenspiel. Und in der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.
Moca ist ein Digital-Health-Unternehmen, welches Sie digital durch Ihre Therapie und Genesung in Urologie und Onkologie begleitet. Unsere MDR-zertifizierte und von Ärzten entwickelte App bietet Ihnen individuelle Programme und ermöglicht Ihrem Ärzteteam wertvolle Einblicke in Ihren Fortschritt. Erfahren Sie mehr unter moca.health.




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