Müde, aber aktiv: Tipps für Bewegung bei Fatigue
- Das Moca Team

- 6. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Viele Patient:innen, die eine Krebsdiagnose erhalten und eine Behandlung durchlaufen, berichten von einer anhaltenden, tiefgehenden Erschöpfung – der sogenannten Fatigue. Anders als normale Müdigkeit, die nach Ruhephasen verschwindet, bleibt diese Erschöpfung oft bestehen und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Studien zeigen, dass bis zu 80 Prozent der Patient:innen während der Therapie und etwa 30 Prozent auch noch lange danach von Fatigue betroffen sind.
Was ist Fatigue genau?
Fatigue beschreibt ein körperliches, emotionales und geistiges Erschöpfungssyndrom, das durch Krebs und seine Behandlung ausgelöst wird. Die Ursachen sind komplex und multifaktoriell: Neben der direkten Belastung durch Tumor und Therapie spielen Entzündungsprozesse, hormonelle Veränderungen, Anämie und psychische Faktoren eine Rolle. Betroffene fühlen sich häufig kraftlos, antriebslos und überfordert, auch bei einfachen Alltagsaktivitäten.
Warum Bewegung gerade bei Fatigue hilft
So paradox es klingt: Bewegung ist einer der besten Wege, um die Symptome der Fatigue zu lindern. Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Erschöpfung reduzieren kann. Schon moderate Bewegung verbessert die Durchblutung, erhöht die Sauerstoffversorgung der Zellen und wirkt entzündungshemmend. Zudem fördert Bewegung die Freisetzung von Endorphinen – körpereigenen „Glückshormonen“ – und wirkt somit positiv auf Stimmung und mentale Stärke.
Ein Cochrane-Review, der mehrere Studien zusammenfasst, zeigt, dass Patient:innen, die regelmäßig Sport treiben, eine signifikante Verbesserung ihrer Fatigue-Symptome erfahren – und das sowohl während der Behandlung als auch in der Erholungsphase.
Wie viel und welche Bewegung ist sinnvoll?
Wichtig ist, dass die Bewegung an das individuelle Leistungsniveau angepasst wird. Viele Patient:innen empfinden es als hilfreich, mit kleinen Schritten zu beginnen: 10 bis 15 Minuten leichter Bewegung, etwa dreimal pro Woche, können schon einen Unterschied machen. Geeignete Aktivitäten sind etwa Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen. Auch sanfte Formen wie Yoga, Tai Chi oder Qigong können helfen, weil sie sowohl körperliche Aktivität als auch Entspannung miteinander verbinden.
Es geht nicht darum, Höchstleistungen zu erbringen, sondern darum, den Körper sanft zu stimulieren, den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Muskulatur zu stärken. Wer sich überfordert fühlt, sollte auf den Körper hören und Pausen einlegen. Das Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktivität und Erholung.
Unterstützung und Motivation: Hilfe von Expert:innen nutzen
Vielen Patient:innen fällt es leichter, aktiv zu werden, wenn sie dabei begleitet werden. Onkologie-spezialisierte Physiotherapeut:innen oder Sporttrainer:innen können individuelle Trainingspläne entwickeln und dabei helfen, Grenzen und Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. Auch psychologische Unterstützung kann dazu beitragen, die Motivation aufrechtzuerhalten und Ängste abzubauen.
In spezialisierten Rehabilitationsprogrammen oder Bewegungstherapien, die in vielen Kliniken angeboten werden, stehen maßgeschneiderte Angebote zur Verfügung, die auf die Bedürfnisse von Krebsbetroffenen abgestimmt sind.
Bewegung im Alltag integrieren – mehr als nur Sport
Neben gezielten Trainingseinheiten ist es sinnvoll, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Kleine Veränderungen – wie Treppensteigen statt Aufzug, kurze Gehpausen, einfache Dehnübungen zwischendurch – helfen, die allgemeine Fitness zu verbessern und den Kreislauf anzuregen. Selbst diese scheinbar kleinen Aktivitäten können sich summieren und das Energielevel spürbar erhöhen.
Mehr Informationen und weiterführende Unterstützung
Wer tiefer in das Thema Fatigue und Bewegung einsteigen möchte, findet auf dem Moca Blog ausführliche Artikel und hilfreiche Tipps für den Alltag. Der Austausch mit anderen Betroffenen oder das Ausprobieren von Bewegungsangeboten, die gezielt auf die eigenen Bedürfnisse eingehen, kann dabei helfen, die Fatigue besser zu bewältigen und die Lebensqualität zu steigern.
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Quellen
National Comprehensive Cancer Network (NCCN). NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology (NCCN Guidelines®) – Cancer-Related Fatigue. Verfügbar unter: https://www.nccn.org/guidelines/guidelines-detail?category=1&id=1459 [Aktuellste Version, abgerufen am 3. Juli 2025].
Cramp, F., & Byron-Daniel, J. (2012). Exercise for the management of cancer-related fatigue in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews, 11(11), CD006145. doi: 10.1002/14651858.CD006145.pub3.
Mishra, S. I., Scherer, R. W., Geigle, P. M., Berlanstein, D. R., Topaloglu, O., Gotay, C. C., & Snyder, C. (2012). Exercise interventions on health-related quality of life for cancer survivors. Cochrane Database of Systematic Reviews, 8(8), CD007566. doi: 10.1002/14651858.CD007566.pub2.
Schmitz, K. H., Courneya, K. S., Matthews, C., Demark-Wahnefried, W., Galvão, D. A., Pinto, B. M., ... & Schwartz, A. L. (2010). American College of Sports Medicine roundtable on exercise guidelines for cancer survivors. Medicine & Science in Sports & Exercise, 42(7), 1409-1426. doi: 10.1249/MSS.0b013e3181e0c112.




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